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 Die Welt on 06.10.13

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*JaRoWi1647*
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PostSubject: Die Welt on 06.10.13   Die Welt on 06.10.13 Empty7th October 2013, 13:04

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Philippe Jaroussky ist gegenwärtig der berühmteste Countertenor der Welt. Doch der 35-jährige Franzose, der 1999 nach nur drei Jahren Gesangsausbildung bereits seinen großen Durchbruch erlebte, denkt bereits über den Tag hinaus. So wie er mit seiner enormen Höhe maßgeblich an der Vivaldi-Opernrenaissance beteiligt war, so versucht er Kraft seiner Bekanntheit, immer wieder sein Licht auch auf noch unbekannte Aspekte der einstigen Kastratenkultes scheinen zu lassen. Wie gegenwärtig auf den Komponisten Nicola Antonio Propora. Wir sprachen mit ihm vor seinem Tourneestart in Deutschland.

Die Welt: Sie hatten ein achtmonatiges Sabbatical. Was machte ein Countertenor da?

Philippe Jaroussky: Das Gleiche wie jeder andere – fast. Ich bin vier Monate gereist, war in Südamerika, Australien – wo ich dann doch ein paar Konzerte gegeben habe, weil ich nicht vor 2017 zurückkommen kann –, in Neuseeland und Thailand.

Die Welt: Und sind Sie als neuer Mensch zurückgekommen?

Jaroussky: Wie man so schön sagt, ich habe schon ein wenig als Sänger auf meine innere Stimme gehört. Habe ein bisschen Bilanz gezogen. Und ich weiß jetzt sicher, dass die aktuelle Porpora-CD eines meiner letzten wirklichen Virtuoso-Projekte ist. Ich habe in den vergangenen Jahren so viele verzierte Arien gesungen, ich habe fast schon ein wenig genug von all dem Vokalfeuerwerk. Obwohl es Spaß macht.

Die Welt:Was ist also die Alternative?

Jaroussky: Bach, Händel-Oratorien, geistliche Musik. Ich denke, ich habe jetzt die Reife und die Erfahrung, für das Einfache, will dem nachdrücklich meinen Stempel aufdrücken. Was nicht unbedingt leicht ist. Für Händels Oratorium "Theodora" habe ich etwa immer noch David Daniels im Ohr, der damals als Didimus unter William Christie in Glyndebourne einen fucking good job getan und wirklich wie ein Engel gesungen hat, Das muss ich erst mal erreichen. Und auch Purcell und Dowland warten, bei Scarlatti, Jommelli, Paisiello, Cimarosa, Graun und Telemann will ich mich ebenfalls noch ein wenig umsehen.

Die Welt: Wir haben bald Gluck-Jahr, ist das nicht ein gefundenes Countertenor-Fressen?

Jaroussky: Natürlich, aber da habe ich aber nicht so viele Eisen im Feuer. Irgendwann kommt sicher wieder der Orfeo, den ich schon gesungen habe, der mir aber ein wenig zu tief liegt, der ist für Alti wie etwa Bejun Mehta geschrieben. Es gibt da eine höher liegende Fassung für einen Soprankastraten, die in Neapel zur Aufführung gekommen ist, zudem mit ein paar fremden Einlagenummern, das spiegelt schön die Praxis der damaligen Zeit wieder, wo der Notentext ja nie so heilig war wie heute. Die werde ich wohl machen. Die Originalversion strengt mich heute zu sehr an, meine Stimme ist ja in den letzten Jahren wirklich in der Höhe mächtig aufgegangen. Ein sonderbare Phänomenen, dass stelle ich gerade auch bei meinem jüngeren Kollegen Franco Fagioli fest, der ebenfalls lange seine oberen Register kaum genutzt hat.

Die Welt: Und der eben auch einige Porpora-Arien auf seinem, dem Kastraten Caffarelli gewidmeten Soloalbum im Gepäck hat...

Jaroussky: Warum nicht? Ich habe ja auch nur für meine CD die Bekanntheit des Kastraten Farinelli genutzt, um ein wenig für diesen so lange unterschätzten Komponisten zu werben.

Die Welt: War der wirklich ein Genie?

Jaroussky: Zumindest ein kleines. Eine Figur des Übergangs zum galanten Stil und später zu Mozart, so wie auch Johann Christian Bach. Er war einer der besten Lehrer für Gesang und Komposition in seiner Zeit. Das ist schon mal nicht wenig. In seinen etwa zehn Opern für Farinelli sind meist jeweils fünf Arien für ihn geschrieben worden, die sind hervorragend. So hat man schon mal 50, aus denen ich elf ausgewählt habe. Denn Porpora war schon sehr ökonomisch, das sind dann meist auch die einzig guten Arien in den Opern. Der wusste genau, das Publikum hört nur bei den Stars wirklich zu. Warum sich also verschwenden? Nur bei dem 1735 in London uraufgeführten "Polifemo", der Händels Truppe stärkste Konkurrenz bieten sollte, da ist er durchgehend gut. Er hatte auch vier Starsänger. Und deshalb möchte ich den kleinen Porpora-Boom ein wenig am Brennen halten und werde im September 2015 beim Musikfest Bremen ist einer szenischen Produktion von "Polifemo" mitwirken, die dann weiter auf Tournee geht. Also ganz komme ich dem Virtuosentum nicht abhanden. Und ganz ehrlich: ich komme mit den hohen Tönen in den großen Hallen besser durch, die Stimme ist so einfach tragfähiger.

Die Welt: Müssen sich Countertenöre früher Gedanke um eine Zukunft nach dem Singen machen?

Jaroussky: Unsere Stimmen halten selten bis Sechzig, das hat die Erfahrung gezeigt. Also muss man schon eine Strategie haben, die voraus greift, auch wenn der Vokalapparat noch perfekt funktioniert. Ich werde jetzt meine Mittellage stärker nutzen. Und ich möchte zum Beispiel auch noch einmal ein Programm mit Kunstliedern der Romantik machen. Da ist musikalisch eine ganz andere Welt, es hat mich aber enorm vorangebracht.

Die Welt: Werden in 20 Jahren Countertenöre etwas völlig Natürliches sein?

Jaroussky: Niemals. Klar, wir sind heute in der Ausbildung eine Stimmgattung wie jede andere auch. Das Publikum hat sich längst an unseren Klang gewöhnt. Es gibt jetzt auch viel mehr mutige Jungs, die gleich als Sopranisten einsteigen, da müsste ich mich heute mit meiner früheren Technik echt anstrengen. Aber das Kastratenrepertoire ist eben schon etwas Außergewöhnliches, und die Hörer werden es immer als etwas Besonderes empfinden, dass ein Mann so hoch singen kann. Dazu muss man auch stehen.

Die Welt: Wir haben Sie Cecilia Bartoli zur Mitwirkung auf ihrer CD verführt?

Jaroussky: Wir mögen uns sehr, unsere Stimmen mischen sich auch gut, aber ich bin scheu, ich habe mich lange nicht getraut, sie zu fragen. Und dann hat sie sofort zugestimmt! Sie hatte mich ja auch für ihr Steffani-Projekt gefragt. Bitte nicht weitersagen: Damit sich das so schnell hat realisieren lassen, hat jeder für den anderen umsonst und auf alle Rechte verzichtend gesungen. Sonst würde heute noch die Plattenfirmen verhandeln und wir hätten längst die Lust verloren.

Die Welt: Was kommt nach Porpora?

Jaroussky: Ein verrücktes Projekt mit der schrägen Christina Pluhar, vorher das Pergolesi-Stabat Mater mit der außergewöhnlichen Julia Leshneva. Das ist ganz pur, wir hören uns wirklich an wie zwei Kinder.

Tourtermine: 8. Oktober Berlin, 12. Frankfurt, 14. Stuttgart., 16. München

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Nenuphar




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PostSubject: Re: Die Welt on 06.10.13   Die Welt on 06.10.13 Empty7th October 2013, 13:08

Just wanted to post the same link to the forum - you have been a few minutes faster!!!smile 
Nice, interesting interview!
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PostSubject: Re: Die Welt on 06.10.13   Die Welt on 06.10.13 Empty7th October 2013, 13:09

Nenuphar agree 

Look a bit like the " Russian" interview I translated some days ago. wink

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